Das charakteristische Merkmal einer Bindehautentzündung ist das rote Auge. Daneben können die Augen - je nach Ursache - auch tränen, jucken oder schmerzen. Die Ursache der Beschwerden können entweder Bakterien, Viren, Fremdkörper oder Allergene sein und dementsprechend unterschiedlich gestaltet sich auch die Behandlung.
Die Bindehautentzündung, auch Konjunktivitis genannt, ist eine Entzündung der Augenbindehaut mit unterschiedlicher Ursache. Sie kann akut oder chronisch verlaufen. Die genaue Ursache einer Bindehautentzündung kann nur ein Augenarzt feststellen, daher sollten Betroffene jede Bindehautentzündung ärztlich abklären lassen.
Normalerweise reicht für die Diagnose einer ansteckenden oder nicht ansteckenden Konjunktivitis eine genaue Anamnese und Untersuchung aus. Dazu gehören beispielsweise eine Spaltlampenuntersuchung und die Messung des Augeninnendrucks (bei Verdacht auf Glaukom).
Daneben können aber auch andere, schwerwiegendere Erkrankungen ein rotes Auge verursachen. Eine echte Photophobie beispielsweise - also ein Schmerzempfinden im betroffenen Auge, sobald Licht auf das nichtbetroffene Auge gerichtet wird - kommt bei einer unkomplizierten Bindehautentzündung in der Regel nicht vor. In diesem Fall könnte es sich auch um eine Erkrankung der Hornhaut handeln. Daher ist es wichtig, eine ausgeprägte Bindehautentzündung nicht in Eigenregie zu behandeln.
Eine Bindehautentzündung kann entweder eine infektiöse oder eine nichtinfektiöse Ursache haben. Infektiöse Ursachen sind beispielsweise Bakterien oder Viren, selten können auch Parasiten und Pilze für eine Konjunktivitis verantwortlich sein. Nichtinfektiöse Ursachen können allergische, physikalische oder autoimmune Reaktionen sein.
Bakterien, wie beispielsweise Staphylokokken, Streptokokken und Haemophilus influenzae, sind besonders bei Kindern häufig Auslöser einer bakteriellen Konjunktivitis. Aber auch Erwachsene können sich eine bakterielle Bindehautentzündung einfangen. Seltener sind bakterielle Bindehautentzündungen durch Chlamydien oder Gonokokken.
Bei Erwachsenen sind die meisten Entzündungen durch Viren verursacht. Bei bis zu 90 % davon handelt es sich um Adenoviren, seltener kommen auch Herpes- und andere Viren in Frage. Auch im Zusammenhang mit einer Erkältung kann gelegentlich eine virale Bindehautentzündung auftreten.
Eine schwere Form der viralen Konjunktivitis ist die Keratoconjunctivitis epidemica, auch "Augengrippe" genannt. Sie wird unter anderem durch Adenoviren der Serotypen 5, 8, 11 oder 19 verursacht und ist hochansteckend.
Eine allergische Bindehautentzündung wird üblicherweise mit lokalen Antihistaminika oder Mastzellstabilisatoren (eventuell in Kombination) behandelt. Antihistaminika wirken eher kurzfristig und dafür schnell, wohingegen Mastzellstabilisatoren auf eine längere Therapiedauer ausgelegt sind. Bei hartnäckigen allergischen Entzündungen werden gelegentlich auch Kortikosteroide eingesetzt.
Die Symptome einer Bindehautentzündung hängen von ihrer Ursache ab:
Die bakterielle Entzündung beginnt häufig auf einem Auge, breitet sich aber innerhalb weniger Tage auf das andere Auge aus. Das Augensekret ist normalerweise eitrig und es besteht kein Juckreiz. Eine Schwellung des Augenlids ist - wenn überhaupt - nur leicht zu erkennen.
Eine virale Entzündung erkennt man in den meisten Fällen an einer starken Rötung der Augen und einem wässrigen Sekret. Die Entzündung breitet sich außerdem schnell vom einen auf das andere Auge aus. Daneben empfinden Betroffene oft ein Fremdkörpergefühl oder eine starke Irritation.
Bei der allergischen Konjunktivitis steht ein mehr oder weniger ausgeprägter Juckreiz im Vordergrund. Die Bindehaut ist üblicherweise gerötet und das Augenlid kann im Verlauf anschwellen. Viele Betroffene leiden gleichzeitig auch unter Asthma oder allergischem Schnupfen.
Eine Bindehautentzündung kann - abhängig von ihrer Ursache- wenige Tage bis zu mehreren Wochen dauern. Allein die Inkubationszeit kann mehr als eine Woche umfassen, in der die Betroffenen allerdings schon ansteckend sind.
Virale Entzündungen dauern üblicherweise etwa zwei Wochen, bei der bakteriellen Bindehautentzündung dagegen können Betroffene mit einer Antibiotikabehandlung die Dauer der Symptome auf wenige Tage verkürzen.
Allergische Entzündungen bessern sich üblicherweise schnell, sobald die auslösenden Allergene konsequent gemieden werden.
Nicht jede Bindehautentzündung ist ansteckend. Wenn die Konjunktivitis jedoch durch Bakterien oder Viren ausgelöst wurde, sollten Betroffene einige Hygienemaßnahmen einhalten, damit sie andere Menschen nicht anstecken. Idealerweise stellt der Augenarzt zunächst eine Krankschreibung aus, bis die Symptome abgeklungen sind. Daneben sollten Betroffene regelmäßig Händedesinfektionsmittel verwenden oder ihre Hände gründlich waschen, vor allem nachdem sie ihre Augen (oder Nasensekret) berührt haben. Sofern die Entzündung nur einseitig auftritt, ist es wichtig, das gesunde Auge nicht nach dem infizierten Auge anzufassen. Daneben sollten Handtücher, Kissen und Bettwäsche nur von einer Person benutzt werden. Auch auf Schwimmbadbesuche - so wie auch Whirlpools, private Pools und Saunen - sollten Menschen mit einer infektiösen Entzündung verzichten.
Hausmittel eignen sich bei einer Entzündung in der Regel nur zur Unterstützung der vom Augenarzt verordneten Therapie. Kühlende Kompressen, Quarkauflagen und Tränenersatzmittel können die gereizten Augen beruhigen und die unangenehmen Symptome etwas lindern. In der Apotheke gibt es darüber hinaus eine große Auswahl an pflanzlichen und rezeptfreien Augenpräparaten. Augentropfen mit Euphrasia officinalis (Augentrost) beispielsweise wirken bei einer Konjunktivitis leicht entzündungshemmend.
Der oft empfohlene Kamillentee dagegen hat ein hohes Allergiepotenzial und sollte nicht am Auge verwendet werden.
Besonders die allergische Bindehautentzündung lässt sich mit relativ einfachen Maßnahmen lindern. Brillenträger sollten beispielsweise ihre Brille regelmäßig putzen, um auch kleine Pollenreste zu entfernen. Auf das Tragen von Kontaktlinsen sollten Betroffene besser verzichten.
Eine Bindehautentzündung ist zwar unangenehm, lässt sich aber relativ unkompliziert diagnostizieren und behandeln. Symptome, Krankheitsdauer und Therapie hängen jeweils von der Ursache der Konjunktivitis ab. Virale und bakterielle Formen der Entzündung sind oft hochansteckend, daher sollten Betroffene unbedingt strenge Hygienemaßnahmen einhalten. Mit einer adäquaten Therapie kann die Dauer der Entzündung verkürzt werden. Daneben gibt es eine Reihe von Hausmitteln, welche die medizinische Behandlung durch den Augenarzt ergänzen und die Entzündung abmildern können.
Die meisten Entzündungen heilen folgenlos ab. Es gibt jedoch auch Formen der Konjunktivitis, die ohne eine adäquate Therapie auf die Hornhaut übergehen. Daher ist es wichtig, jede Bindehautentzündung ärztlich abklären zu lassen.
Sachsenweger, M. (2003). Duale Reihe Augenheilkunde. Stuttgart: Thieme.
Gelbe Liste - Konjunktivitis - Symptome, Diagnostik, Therapie (unter https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/konjunktivitis-bindehautentzuendung)
MSD Manual - virale Konjunktivitis (unter https://www.msdmanuals.com/de/profi/augenkrankheiten/krankheiten-der-binde-und-lederhaut/virale-konjunktivitis)
MSD Manual - bakterielle Konjunktivitis (unter https://www.msdmanuals.com/de/profi/augenkrankheiten/krankheiten-der-binde-und-lederhaut/akute-bakterielle-konjunktivitis)