Die Vorstellung, eine feste und unbewegliche Kontaktlinse im Auge zu haben, wirkt zunächst abschreckend. Doch harte Kontaktlinsen haben diverse Vorteile gegenüber ihrer weichen Alternative. Beispielsweise können sie weitaus stärkere Fehlsichtigkeit ausgleichen und überzeugen darüber hinaus durch eine gute Verträglichkeit! Zudem ist das Tragegefühl harter Linsen deutlich angenehmer, als es auf den ersten Blick erscheint.
Harte Kontaktlinsen wurden in den 50er Jahren erfunden. Sie haben ihren Namen zur damaligen Zeit nicht ohne Grund erhalten. Die formastabilen Linsen bestanden damals aus festem Plexiglas, dass beim Tragen für ein unangenehmes Druckgefühl sorgte.
Die heute verwendeten Materialien sind zwar nach wie vor deutlich fester als die Materialien weicher Kontaktlinsen, dennoch sind die Linsen heute äußerst flexibel. Formstabile Kontaktlinsen sind mit einem Durchmesser von 8 bis 11 mm erhältlich und sind dadurch wesentlich kleiner als die weiche Variante. Jedoch sind die Linsen robuster und müssen nicht regelmäßig ersetzt werden. Ein Wechselturnus von zwei Jahren wird angestrebt.
Formstabile Kontaktlinsen schwimmen direkt auf der Hornhaut des Auges. Das bringt den Vorteil, dass der Tränenfilm zwischen der Hornhaut und der Kontaktlinse bei jedem Lidschlag erneuert wird. Dadurch gelangt dauerhaft neuer Sauerstoff an das Auge. Diese Eigenschaft macht formstabile Kontaktlinsen verträglich für das Auge und ermöglicht ein Tragen der Linsen über einen längeren Zeitraum.
Hinweis: Die Bezeichnung „Harte Kontaktlinsen“ ist veraltet. Mithilfe der heutigen Materialzusammensetzungen sind die Linsen nicht mehr steif, sondern leicht flexibel. Aus diesem Grund werden die Linsen heutzutage als formstabile Kontaktlinsen bezeichnet. Im Volksmund wurde der Begriff „harte Kontaktlinsen“ jedoch noch nicht vollständig abgelöst.
Formstabile, sauerstoffdurchlässige Kontaktlinsen werden auch als RGP Linsen ("rigid gas permeable") bezeichnet. RGP Linsen sind die am häufigsten verwendete Art formstabiler Kontaktlinsen.
RGP Kontaktlinsen können bei KurzsichtigkeitKurzsichtigkeitKurzsichtigkeit, auch Myopie genannt, bezeichnet eine bestimmte Form von Fehlsichtigkeit, bei der Betroffene weit entfernte Objekte unschärfer sehen als nahgelegene., WeitsichtigkeitWeitsichtigkeitWeitsichtigkeit, auch Hyperopie genannt, bezeichnet eine bestimmte Form von Fehlsichtigkeit, bei der Betroffene nah gelegene Objekte unschärfer als weit entfernte Objekte sehen können., AlterssichtigkeitAlterssichtigkeitAlterssichtigkeit, auch Presbyopie genannt, beschreibt den Effekt, dass die Nahsicht im Alter abnimmt. Sie beginnt meist schleichend ab dem 40. Lebensjahr. Mit einer entsprechenden Sehhilfe kann der schwindenden Sehleistung entgegengewirkt werden. sowie bei einer HornhautverkrümmungHornhautverkrümmungEine Hornhautverkrümmung ist eine Fehlsichtigkeit, die auf eine ungleichmäßige Form der Hornhaut zurückzuführen ist. Diese Unregelmäßigkeit führt dazu, dass einfallendes Licht verzerrt auf der Netzhaut abgebildet wird. Hornhautverkrümmungen sind durch spezielle Sehhilfen ausgleichbar. verwendet werden. Die Anwendung der Linsen erfordert jedoch eine längere Eingewöhnungszeit als bei vergleichbaren weichen Kontaktlinsen. Anfangs wird die Linse als Fremdkörper wahrgenommen, weil sie sich bei jedem Lidschlag auf dem Auge bewegt. Die Gewöhnung an formstabile Kontaktlinsen verlangt daher Geduld und Durchhaltevermögen.
RGP-Linsen gelten sind zudem optimal für Kontaktlinsenträger mit trockenen Augen geeignet. Dies ist auf die Materialeigenschaften zurückzuführen. Die Linsen schwimmen auf dem Tränenfilm des Auges und nehmen keine Tränenflüssigkeit auf. Dadurch wird dem Auge keine Flüssigkeit entzogen und das Austrocknen vermieden. Weitere Informationen hierzu findest Du hier.
Moderne formstabile Linsenmaterialien, wie sie bei RGP Linsen verwendet werden, bieten eine bis zu 10-fach erhöhte Sauerstoffdurchlässigkeit gegenüber den alten klassischen Materialien. Die Hornhaut bezieht den benötigten Sauerstoff dabei aus dem Tränenfilm, der zwischen der Linse und der Hornhautoberfläche gebildet wird. Der Sauerstoff wird durch die Linse in den Tränenfilm abgegeben.
Der DK-WertDK-WertDer DK-Wert steht für die Sauerstoffdurchlässigkeit von Kontaktlinsen. Je höher der DK-Wert einer Linse, desto höher ist entsprechend dessen Durchlässigkeit. Beeinflusst wird dieser Wert durch das verwendete Kontaktlinsenmaterial, die Dicke sowie die Temperatur der Linse., also die Sauerstoffdurchlässigkeit bei einer formstabilen Kontaktlinse, liegt je nach Material zwischen 18 und 210. Je dicker das Material der formstabilen Kontaktlinse ist, umso geringer der DK-Wert. Formstabile Kontaktlinsen sind am Rand etwas dicker als in der Mitte. Aus diesem Grund wird für die Linsen ein zweiter DK-Wert angegeben, der sich auf die Sauerstoffdurchlässigkeit in der Mitte bezieht. Dieser DK Wert wird als "DK/t-WertDK/t-WertDer DK-Wert oder DK/t-Wert steht für die Sauerstoffdurchlässigkeit von Kontaktlinsen. Je höher der DK-Wert einer Linse, desto höher ist entsprechend dessen Durchlässigkeit. Beeinflusst wird dieser Wert durch das verwendete Kontaktlinsenmaterial, die Dicke sowie die Temperatur der Linse." bezeichnet. Liegt dieser DK/t-Wert bei 90, dann ist die Hornhaut bestens mit Sauerstoff versorgt.
Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Während weiche Linsen durch einen hohen Tragekomfort und eine kurze Eingewöhnung überzeugen, liegen die Vorteile formstabiler Linsen vielmehr in der Korrektur der Sehschwäche.
Mithilfe von formstabilen Linsen sehr starke Astigmatismen deutlich besser ausgeglichen werden. Darüber hinaus gibt es Augenkrankheiten, bei denen ausschließlich eine Korrektur durch formstabile Linsen infrage kommt. Hierbei handelt es sich um die Augenkrankheit KeratokonusKeratokonusUnter Keratokonus versteht man eine fortschreitende Ausdünnung und Wölbung der Hornhaut des Auges. In der Folge leiden Betroffene an schwankender und abnehmender Sehschärfe. Schlimme Krankheitsverläufe müssen durch eine Hornhauttransplantation behandelt werden. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto größer ist die Chance, dies zu verhindern. oder irregulären AstigmatismusAstigmatismusDie Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) ist eine Sehstörung, die durch eine Verformung der Hornhaut hervorgerufen wird. Grundsätzlich wird zwischen einem regulären und einem irregulären Astigmatismus unterschieden..
Demnach liegt die Entscheidung, ob eine formstabile oder eine weiche Linse verwendet werden soll, manchen Fällen nicht beim Entscheider, sondern wird vom Augenarzt oder Optiker festgelegt. Bei herkömmlichen Fehlsichtigkeiten kannst Du jedoch selbst entscheiden, welche Linsenvariante am besten zu Dir passt.
Die meisten Kontaktlinsenträger bevorzugen weiche Kontaktlinsen. Doch auch formstabile Kontaktlinsen haben diverse Vorteile. Dazu gehören:
Im Beliebtheitsranking stehen formstabile Kontaktlinsen weit hinter der weichen Alternative. Für die meistern Kontaktlinsenträger ist Tragekomfort und einfache Handhabung schlichtweg wichtiger als gute Langzeitverträglichkeit und hohe Nutzungsdauer. Doch besonders für Menschen mit trockenen Augen oder schweren Astigmatismen sind formstabile Linsen die optimale Lösung.