Wenn eine Brille als Sehhilfe verwendet werden soll, müssen viele Entscheidungen getroffen werden. So muss auch über die Art und das Material der Brillengläser entschieden werden: Mineralglas oder Kunststoff? Die Antwort auf diese Frage ist sowohl für die Sicherheit als auch Komfort, Sehqualität und Aussehen wichtig.
Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Astigmatismus (HornhautverkrümmungHornhautverkrümmungEine Hornhautverkrümmung ist eine Fehlsichtigkeit, die auf eine ungleichmäßige Form der Hornhaut zurückzuführen ist. Diese Unregelmäßigkeit führt dazu, dass einfallendes Licht verzerrt auf der Netzhaut abgebildet wird. Hornhautverkrümmungen sind durch spezielle Sehhilfen ausgleichbar.) oder Presbyopie (AltersweitsichtigkeitAlterssichtigkeitAlterssichtigkeit, auch Presbyopie genannt, beschreibt den Effekt, dass die Nahsicht im Alter abnimmt. Sie beginnt meist schleichend ab dem 40. Lebensjahr. Mit einer entsprechenden Sehhilfe kann der schwindenden Sehleistung entgegengewirkt werden.) - die Brillengläser sind in ihrer Auslegung natürlich abhängig von dem jeweiligen Sehfehler, der korrigiert werden muss.
Dennoch gibt es einige Faktoren, die noch angepasst werden können. So können bei einer Fehlsichtigkeit in der Ferne und gleichzeitig bestehender Altersweitsichtigkeit zwei verschiedene Einstärkenbrillen verwendet werden. Alternativ kann auch eine Mehrstärkenbrille zum Einsatz kommen. Die große Auswahl verschiedener Gläser macht die Entscheidung jedoch nicht immer einfacher.
Je filigraner das Brillengestell, umso leichter und beständiger müssen die Brillengläser sein. Abgesehen von dieser Grundregel ist die Wahl der Brillengläser aber auch für vier andere Faktoren entscheidend:
Die Glasgläser bestehen aus "richtigem" Glas, also Mineralglas. Daher werden sie auch als mineralische Brillengläser bezeichnet. Der hauptsächliche Vorteil dieses Gläsermaterials ist, dass es ausgesprochen kratzbeständig ist. Dadurch bieten die Gläser für lange Zeit eine klare Sicht. Zudem laden sie sich weniger statisch auf, als Brillengläser aus Kunststoff. Bei der gleichen Brechzahl sind sie außerdem dünner als Kunststoffgläser, was ein kosmetischer Vorteil sein kann.
Allerdings sind sie weniger bruchfest und bilden scharfkantige Scherben und Glassplitter, wenn sie brechen. Für Kinder- und Sportbrillen werden sie daher nicht (mehr) eingesetzt. Die Splittergefahr und die dicken Gläser, die bei hohen Fehlsichtigkeiten notwendig sind, schrecken viele Brillenträger ab. Daher macht dieses traditionelle Material mittlerweile nur noch etwa ein Viertel aller Brillengläser aus.
Brillengläser werden auch aus verschiedenen speziellen Kunststoffen gefertigt, welche als organische Brillengläser bezeichnet werden. Ein Vorteil der Kunststoffgläser ist, dass sie bruchsicher sind. Selbst wenn sie Schaden nehmen, entstehen keine gefährlichen Splitter. Zudem sind sie, abhängig von der Brechzahl, leichter als Mineralgläser und können auch dünner gehalten werden. Aufgrund dieser Vorteile sitzen Kunststoffbrillengläser in drei Viertel aller Brillen.
Jedoch werden verschiedene Varianten von Kunststoffgläsern angeboten:
Das erste Polycarbonat wurde unter dem Namen Makrolon ab 1958 hergestellt und fand seinen Weg über Verpackungen und Glasersatz auch zu den Brillen. Das ist auf seine zahlreichen Vorteile zurückzuführen. Denn:
Polycarbonat-Gläser haben jedoch auch zwei potentielle Nachteile. Zum einen zerkratzen Brillengläser aus diesem Material leichter als solche aus Mineralglas. Eine spezielle Beschichtung kann die Oberfläche jedoch resistenter dagegen machen. Zum anderen lassen sie sich schwieriger bearbeiten als Mineralgläser.
Die sogenannten High-Index Kunststoff-Brillengläser sind ideal, wenn eine starke Fehlsichtigkeit, beziehungsweise eine hohe DioptrienDioptrienDie Dioptrie gibt an, wie stark ein Brillenglas oder eine Kontaktlinse das Licht brechen muss, damit eine fehlsichtige Person wieder scharf sehen kann.zahl besteht. Aufgrund ihrer hohen Brechzahl können sie deutlich dünner gehalten werden, als Gläser aus Mineralglas oder anderen Kunststoffen. Dadurch werden die Brillen leichter, wodurch der Tragekomfort erhöht wird. Zudem fallen die dünneren Brillengläser kosmetisch weniger auf. Selbst bei einer starken Fehlsichtigkeit können filigranere Gestelle gewählt werden. Bei Mineralglas bestände diese Möglichkeit aufgrund der Dicke der Gläser nicht.
Hinzu kommt, dass die High-Index Kunststoff Gläser sehr bruchsicher sind. Auch wenn sie einmal brechen, bilden sich keine scharfen Scherben und Splitter. Ein weiterer Vorzug ist, dass sie einen guten UV-Schutz bieten.
Der Brechungsindex, auch Brechzahl genannt, wird häufig bei Brillengläsern angegeben und ist abhängig vom Material. Doch worum handelt es sich dabei?
Die Brechzahl hat die Einheit "n" und wird als physikalische Größe definiert. Sie gibt die Geschwindigkeitsveränderung des Lichts beim Übertritt in ein optisch dichteres Medium an. Als Orientierung und Ausgangspunkt wird der Faktor "1" verwendet. Diese beschreibt die Geschwindigkeit von Licht in einem Vakuum mit einer Lichtwellenlänge von 589 nm bei einer Temperatur von 20°C.
Auch wenn das sehr technisch klingt, lässt sich der Brechungsindex problemlos im Alltag beobachten. Beispielsweise bei Aquarien oder Trinkgläsern. Das Licht kommt aus dem optisch dünneren Medium Luft und trifft bei den leeren Glasgefäßen auf das optisch dichtere Medium Glas. Hierbei wird die Geschwindigkeit des Lichts bereits verändert. Werden die Behälter nun noch mit Wasser gefüllt, muss das Licht durch die optisch dichteren Medien Glas und Wasser gelangen. Dabei wird es stärker verlangsamt als durch das Glas allein.
Bei den Materialien für Brillengläser gilt: Je größer der Brechungsindex, desto dünner können die Brillengläser bei gleicher Dioptrienzahl sein. Dadurch werden sie dezenter und zudem leichter, was dem kosmetischen Empfinden und dem Tragekomfort zugutekommt.
Ebenso wie der Brechungsindex ist auch die Abbe-Zahl eine wichtige Angabe bei Brillengläsern. Der Wert gibt an, wie stark die sogenannte Dispersion bei dem jeweiligen Material ausfällt. Die Dispersion gibt an, wie stark Licht in seine Spektralfarben zerlegt wird, wenn es in dem Material des Brillenglases gebrochen wird. Auch dieser physikalische Effekt lässt sich im Alltag beobachten.
Wenn Licht beispielsweise auf ein Trinkglas trifft und dort so gebrochen wird, dass auf dem Untergrund ein farbiger Saum entsteht, ist das Dispersion. Der Farbring mag bei einem Trinkglas oder Dekorationen aus Glas noch als hübsch und dekorativ empfunden werden. Bei Brillengläsern kann der Effekt jedoch sehr störend sein.
Dabei gilt: Je niedriger die Abbe-Zahl, desto stärker fällt die Dispersion aus. Je höher die Abbe-Zahl ist, umso besser. Brillengläser sollten einen Abbe Wert von mindestens 30 aufweisen, um eine hohe Sehqualität zu bieten.
Sogenannte sphärische Linsen sind weit verbreitet, haben jedoch einen entscheidenden Nachteil. Sphärische Linsen entsprechen in der Form einem Kugelausschnitt. Die Oberflächen der Linse sind dabei entweder nach außen oder nach innen gewölbt, entsprechen aber jeweils einem Kugelausschnitt. Bei plankonkaven oder plankonvexen Linsen ist nur eine Seite nach außen oder innen gewölbt. Die andere Seite ist plan - also gerade.
Der Nachteil hierbei ist jedoch, dass durch die Form Abbildungsfehler entstehen. Hierbei wird von „sphärischer Aberration“ gesprochen. Da der optische Brennpunkt in der Mitte der Linse liegt, kann die Sicht an den Rändern der Gläser verschwommen oder verzerrt sein.
Asphärische Linsen weichen in ihrer Oberflächenform von Kugelausschnitten und planen Flächen ab. Hierdurch kann die Aberration reduziert werden. Es kann also eine Verbesserung des peripheren Sehens erzielt werden.
Asphärische designte Brillengläser haben jedoch auch noch einen weiteren Vorteil. Durch die spezielle Formung können die Gläser dünner gehalten und Gewicht gespart werden. Zudem fällt der vergrößernde und verkleinernde Effekt der Gläser geringer aus. Dadurch entsteht ein kosmetischer Vorteil, da sich kurzsichtige Brillenträger oftmals über die verkleinernde Wirkung und weitsichtige Brillenträger über die vergrößernde Wirkung der Brillengläser ärgern.
Dadurch wird das Aussehen des Glases in der Brille und der Augen dahinter optimiert. Gleichzeitig wird die optische Performance verbessert. Aufgrund der Möglichkeiten der Verarbeitung und des hohen Brechungsindexes werden asphärische Linsen vor allem bei High Index Brillengläsern und Brillengläsern aus Polycarbonat eingesetzt.
Bewährt haben sich die asphärischen Linsen vor allem für weitsichtige Brillenträger mit hohen Dioptrienwerten. Grund hierfür ist, dass der vergrößernde Effekt bei diesen Brillengläsern besonders stark ausfällt. Im Volksmund wird dieser Effekt auch als "Glubschaugen-Effekt" bezeichnet. Obwohl asphärische Linsen teurer in der Anschaffung sind, da die Anfertigung sehr aufwendig ist, kann sich die Investition also gerade für weitsichtige Brillenträger lohnen.
Das hängt vom individuellen Lebensstil ab. Kunststoff- und Polycarbonatgläser sind gute Allrounder, da sie leicht und angenehm zu tragen sind und zudem nicht splittern. Gläser aus Mineralglas sind kratzbeständig und besonders dünn, jedoch wenig bruchfest und somit eher nicht für Kinder und Sportler geeignet.
Es gibt Einstärken- und Mehrstärkengläser, die jeweils aus Kunststoff, Mineralglas und Polycarbonat bestehen können. Jedes Material hat Vor- und Nachteile, daher ist eine gute Beratung wichtig.
Die Kosten für ein Brillenglas hängen unter anderem vom Material und der Oberflächenbeschichtung ab. Einfache Einstärkengläser gibt es schon ab unter 50 Euro, hochwertige Gleitsichtgläser dagegen können schnell mehrere hundert Euro kosten.
In der Regel sind Brillengläser aus Glas etwas günstiger als Brillengläser aus Kunststoff. Die Preise können allerdings deutlich variieren, je nachdem, welche Veredelungen oder speziellen Beschichtungen Deine Brille haben soll.